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[ FÜR DIE VOLLE WIEDERHERSTELLUNG DER S-BAHN UND DEN ERHALT UNSERER ARBEITSPLÄTZE! ]

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Mehrmals im Monat trifft sich der übergreifende und für alle Kolleginnen und Kollegen offene AKTIONSAUSSCHUSS 100% S-BAHN!

[ Nächstes Treffen: Mittwoch - 19.11.2014 - 18.oo Uhr ]

[ Zusammen mit: Bahn-fuer-alle.de & S-Bahn-Tisch.de ]
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Freitag, 21. September 2012

Nein zu Spardiktaten und Nationalismus! 

Solidaritätsreise nach Griechenland, 15. bis 22. September 2012

mit den DelegationsteilnehmerInnen:
Fritz Klein, Betriebsrat S-Bahn Berlin, EVG – Andreas Hesse, Berlin, ver.di FB 8 – Erich Bauer, AlternativeMetaller, Daimler, Kassel – Wilfried Dreßler, IGM Salzgitter, DGB-KV Wolfenbüttel-Süd, Landesvorsitzender Niedersachsen DFV – Matthias Grzegorczyk, ver.di, Betriebsrat American Apparel, Düsseldorf – Manfred Klingele, GEW, Hamburg – Rolf Becker, ver.di, Hamburg –Rainer Thomann, Gewerkschaft Unia, Zürich – Peter Haumer, Gewerkschaft Privat Angestellter, Wien – Anna Leder, Gewerkschaft Handel Transport Verkehr, Wien – Milenko Sreckovic, Pokret za slobodu/Freiheitskampf, Belgrad – Zoran Gocevic, Beschäftigter Pharmaceutical Factory from Belgrade ─ Tanja Sainz-Martín,Hamburg ─ Romin Khan, Redakteur Mitgliedernetz, ver.di ─ Hans Köbrich, IGM Bildungsreferent Berlin ─ Jan Rübke, ver.di LBFG Vorstand FB 4 Hamburg

 „…Wir haben beschlossen, als Zeichen der Solidarität nach Griechenland zu fahren. Wir wollen uns selbst ein Bild machen von den verheerenden  sozialen Zuständen. Wir wollen Kontakte vertiefen und neue aufbauen mit denjenigen, die sich seit zwei Jahren gegen die von der Troika verordneten Spardiktate zur Wehr setzen. Wir wollen ihnen zeigen, dass es auch im relativ ruhigen Deutschland KollegInnen gibt, die sie unterstützen. Nach unserer Rückkehr werden wir die gewonnenen Erfahrungen weitergeben – damit die Idee der grenzübergreifenden Solidarität stärker wird und sich ausbreitet. Heute die griechische Bevölkerung, morgen wir –  der Krisenlösung von Oben die Solidarität von Unten entgegensetzen.“

Das Reisetagebuch von unseren Kolleg/innen vor Ort in Griechenland kannst du mit einem click hier lesen!

Hier nur zwei Tagebuchauszüge:

Reisetagebuch Montag (17.9.)________________________________________________________

Morgens kam Heike zu uns ins Hotel. Sie ist Griechenland-Korrespondentin für Junge Welt und Neues Deutschland. Sie erläuterte uns ihre Sicht auf die politischen Verhältnisse in Griechenland. Wir sprachen u.a. länger über das Aufkommen der faschistischen Partei „Goldene Morgenröte“. 2009 lag sie noch bei 0,29% bei den Wahlen, dieses Jahr in beiden Wahlen bei 6,9%, also ein Aufstieg wie aus dem Nichts. Ihr Hauptmerkmal ist, dass sie die Ausländer zu Sündenböcken erklärt und offen zur Jagd auf sie aufruft und das auch tut. Im Moment sind es noch die Illegalen, die sich in Griechenland aufhalten. Deren Zahl schwankt zwischen geschätzten 800 000 und zwei Millionen. Auf Deutschland umgerechnet wären das zwischen fünf und 13 Millionen. Es sind Flüchtlinge, die es bis Griechenland geschafft haben, aber kein Asyl oder einen gesicherten Status haben. Sie können nicht weiter fliehen, da Griechenland aus Sicht der anderen EU-Staaten wie Deutschland als erster Aufnahmestaat dient. Der Staat tut nichts für sie. Sie hausen irgendwo und überleben irgendwie. Da schafft auch Probleme gegenüber der griechischen Bevölkerung. Daran knüpfen die Faschisten an. Ein sehr großes Wählerpotential ist die Polizei. Dies erklärt zum Teil, warum es bei Überfällen öfters eine Quasi-Zusammenarbeit zwischen Faschisten und Polizei gibt.

Nachmittags hatte Apo für uns ein Treffen mit Gewerkschaftern des Transportbereichs organisiert. Wir trafen uns in dem Büro einer Gewerkschaft im Endstationsgebäude der Piräus-Linie. Eurydike übersetzte für uns zwei Stunden lang. Das war sehr anstrengend für sie, zumal gegen Ende die Beiträge immer länger und engagierter wurden. Sie machte es aber prima.

Es waren sowohl mehrere Gewerkschaftsorganisationen vertreten als auch engagierte Kollegen. Für uns verwirrend war, dass praktisch jeder Betriebsbereich mindestens eine Gewerkschaft hat. Insgesamt sind dort sieben Gewerkschaften aktiv, von denen eine z.B. 180 Mitglieder von 1005 Beschäftigten hat, eine andere vertritt 50 Beschäftigte des Kontrollzentrums. Alle sind Mitglied des Verbandes für den Transportsektor. Ebenso gibt es einen regionalen Verband für die Stadt Piräus. Alle sind Mitglied des Dachverbandes GSEE für Griechenland.

Die Gewerkschaftsvertreter berichteten erst über ihre Situation, die seit drei Jahren von massiven Angriffen geprägt ist: Lohnkürzungen bis zu 30%, Entlassungen, Rentenkürzungen, Beseitigung gewerkschaftlicher Rechte, Privatisierungen, Wirtschaftskrise (seit 2009 Rückgang BIP um 22%). Jetzt wird gerade über das dritte Sparpaket verhandelt, das eine weitere Verschlechterung bringen wird. Die Angst war mit Händen greifbar.

Nachdem Andi unsere Gruppe und ihr Anliegen vorgestellt hatte, berichtete Fritz von der S-Bahn Berlin von seinen Erfahrungen im Kampf gegen die Privatisierung. Wichtig war dabei, dass die kämpfenden KollegInnen dabei von den jeweiligen Gewerkschaftsführungen und den Betriebsräten im Stich gelassen wurden. Sein Fazit war, dass die KollegInnen selbst eine Organisation aufbauen müssen, die sie im Kampf weiterbringen kann.

Das war so etwas wie der Startschuss für eine lebhafte Diskussion, die über Grußworte an uns von den griechischen Kollegen geführt wurde. Dabei kam auf einmal zur Sprache, dass die Dachverbände die Gewerkschaften an der Basis im Stich gelassen haben. Es scheint also durchaus ähnliche Probleme zu geben, wie wir sie in Deutschland kennen. Obwohl die Differenzen nur indirekt zur Sprache kamen, war die Situation plötzlich ganz angespannt.

Sie berichteten uns auch, dass die Transportgewerkschaften für diesen Donnerstag einen Streik gegen die Sparpolitik planen, der also wenige Tage vor dem Generalstreik stattfinden soll, an dem sie sich aber auch beteiligen wollen. Das verstehen wir auch nicht ganz, das kommt uns aus deutscher Sicht wie Kräftezersplitterung vor.

Danach gab´s noch einige angeregte Gespräche –soweit sprachlich möglich─ bei Häppchen und Raki. Wir werden diesen Kontakt insbesondere durch die KollegInnen der Berliner S-Bahn aufrechterhalten und aufbauen.

(Manfred, Jan)

Reisetagebuch Mittwoch, 19.9._______________________________________________________

Nachts: Talkshow im Kontrachannel

Über Stefanos, Anwalt, einen Bekannten von Rolf, hatten wir eine Einladung bekommen, nachts von eins bis drei in einer Sendung des privaten Senders Kontrachannel aufzutreten. Rolf, Andi, Fritz und Jan nahmen es auf sich, sich die Nacht um die Ohren zu schlagen.

Erfahrungen über die Bestrebungen zur Privatisierung der Berliner S-Bahn 

Ausgehend von dem unsäglichen Beschluss der Bundesregierung von 1994, der die Rechtsgrundlagen für die Privatisierung des Bahnverkehrs in Deutschland schuf, berichtete ich über Erfahrungen der anstehenden Privatisierung der S-Bahn Berlin. 

Erfahrungen der Rationalisierungswelle, die in Vorbereitung auf den zu erwartenden Wettbewerb durch den DB Konzern vorgenommen wurde.
  • Abbau von c. a. 800 Mitarbeitern
  • Ausgründungen von Leistungen
  • Verlängerung der Wartungsfristen in der Fahrzeuginstandhaltung
Was erwartet die Mitarbeiter im Wettbewerb? 

Die Abgabe von Dienstleistungen rund um den S-Bahnverkehr wird weiter vorangetrieben. Die Folgen sind weitere Ausgründung von Leistungen (Reinigung, Marketing-Vertrieb). Dies erfolgt entweder durch Vergabe an Firmen, die diese Leistungen billiger erstellen (durch Einsatz von Subunternehmern), die ihre Beschäftigten unter dem z. Z. bestehenden Tarif entlohnen. 

Für die Mitarbeiter bedeutet dies Verlust des Arbeitsplatzes oder massiven Lohnverzicht, eine andere Alternative gibt es nicht. 

Für die konkurrierenden Eisenbahnverkehrsunternehmen sind die für den Bahntransport festen Kosten (Energie-, Materialkosten) relativ gleich. Die Kosten für die lebendige Arbeit hingegen sind flexibel. Hier ist der Ansatz für das Erzielen von Gewinn. Oder, wenn der Lohn nicht abgesenkt wird, dann stehen enorme Arbeitsleistungsverdichtungen an, die die Mitarbeiter krank machen. Lange Schichten, mehr Arbeitsdruck oder zu wenig Lohn wirken demotivierend. Das macht Mitarbeiter krank und schlägt durch bis auf den familiären Bereich.
Für Bahnkunden bedeutet der privat betriebene Verkehr,
  • dass er nicht zwangsläufig stabiler wird,
  • dass es zu Fahrpreis Erhöhungen kommen wird (Umlage der steigenden Kosten auf den Kunden),
  • unter Umständen werden unrentable Linien ausgedünnt.
Die Folgen sind:
  • Verlust von Lebensqualität in den Randgebieten Berlins,
  • Wertverlust der Grundstücke durch fehlende Verkehrsanbindung,
Privatisierung von Aufgaben der Daseinsvorsorge, die in Verantwortung dem Staat liegt, ist die denkbar schlechteste Alternative.
Fazit: Gegen diese Politik müssen wir uns wehren. Dazu bedarf es aller Möglichkeiten des Kampfes, den wir bei unserer Gewerkschaft einfordern müssen und dies bedeutet zugleich den Kampf um unsere Organisationen zu führen. Bedeutet ebenso öffentlichkeitswirksam zu agieren, denn die Bahnkunden sind unsere potentielle Verbündete.

Zum TV Auftritt:

Als Übersetzer stand uns RA Stefanos bei Seite. Als weiterer Gesprächsgast war ein Dr. Wassili anwesend.
Der Themenkomplex der Gesprächsrunde:
  • die Haltung unserer Gruppe zur deutschen Politik gegenüber Griechenland mit all ihren Folgen,
  • die Beantwortung von Zuschauerfragen zu den Lebensbedingungen in Deutschland im Vergleich zu Griechenland,
  • Zum Umgang mit den ausstehenden Reparationsleistungen der Bundesregierung an das griechische Volk.
Man kann wohl demnächst mal versuchen die Sendung bei You Tube anzuschauen unter kontrachanel.gr oder auch bei www kontrachanel.gr

(Fritz) 


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