"EINSTWEILIGE VERFÜGUNG" GEGEN
UNS S-BAHNER/INNEN!
Der
Betriebsrat der S-Bahn Berlin GmbH hat auf seiner Sitzung am
01.08.2012 die Forderung eines Drittels von uns S-Bahner/innen
nicht entsprochen und die zeitnahe Durchführung einer
Gesamtbetriebsversammlung abgelehnt. Er tat dies mit dem
Argument der "Unverhältnismäßigkeit" einer solchen
Versammlung und dem Schaden am Ansehen der S-Bahn. Besser hätte
es der Arbeitgeber auch nicht formuliert.
Ob
jedem Betriebsratsratsmitglied sein Handeln als gewählter
Interessenvertreter wirklich bewusst ist, dies können auch wir Euch
nicht beantworten. Die Betriebsratsmehrheit unterstützte jedoch mit
ihrem Verhalten gegen eine Gesamtbetriebsversammlung objektiv
all jene, die die Ausschreibung wollen!
Die
verpflichtende Forderung der fast 1000 Mitarbeiter/innen nach einer
Betriebsversammlung wird zwar erfüllt, aber erst am 20. September
2012 als eh geplante und altbekannte Teilversammlung in der Freizeit
fast aller Schichtarbeiter. Bis dahin hat der DB Konzern und Berliner
Senat in enger Zusammenarbeit mit der Geschäftsführung der S-Bahn
einen weiteren Teil für eine Ausschreibung des S-Bahnverkehrs in
ihrem Sinne vorangetrieben. Auch den damit einhergehenden Abbau
unserer Arbeitsplätze.
Welche
Unverhältnismäßigkeit?
Scheinbar
haben einige Betriebsräte vergessen, dass der Arbeitgeber durch
fanatische Optimierung, verbunden mit einem rücksichtslosen
Stellenabbau, der S-Bahn die Luft zudrückte. Dies wurde auf Kosten
von uns Beschäftigten knallhart durchgezogen und gipfelte 2009
darin, dass die Berliner S-Bahn 14 Tage lang nicht auf der Stadtbahn
fuhr und auch andere Linien massiv ausgedünnt wurden. War das
verhältnismäßig? Wir S-Bahner/innen mussten doch die
unverhältnismäßig belastenden Situationen aushalten! Hat uns der
Arbeitgeber da gefragt und hat uns da der Betriebsrat vor dem
unverhältnismäßigen Handeln des Arbeitgebers und der zu Recht
aufgebrachten Fahrgästen geschützt? Wer schützt uns S-Bahner/innen
und unsere Fahrgästen nun vor den Folgen einer Ausschreibung und
Zerschlagung der Berliner S-Bahn?
Dieses
Verhalten der Mehrheit der Mandatsträger im Betriebsrat wird schon
jetzt von Kollegen/innen als Vertrauensmissbrauch und
Interessenverrat kritisiert. Die Unterwerfung einiger Betriebsräte
unter die Vorgaben ihrer Gewerkschaftsfunktionäre, erinnert
schon sehr, an die “Ära-Hansen“! Die wenig kämpferischen
Gewerkschaftsfunktionäre, die derzeit mit der Politik und dem
Arbeitgeber hinter für uns verschlossenen Türen über so genannte
„Sozialstandards“ bei der Ausschreibung und Zerschlagung unserer
Arbeitsplätze verhandeln, statt sich mit uns, ihren Mitgliedern,
mittels unterschiedlichster Arbeitskampfmaßnahmen für den Erhalt
von 100% S-Bahn und unseren Arbeitsplätze einzusetzen. Das spiegelt
sich nun auch im Handeln der Betriebsratsmehrheit wieder, der
lieber den Willen eines Drittels aller S-Bahner/innen für eine
Gesamtbetriebsversammlung in den Skat drückt, anstatt gemeinsam mit
ihren Kollegen/innen zu kämpfen.
Um
welche Interessen geht es?
Der
Arbeitgeber fordert uns S-Bahner/innen jeden Tag immer mehr
Flexibilität, Arbeitskraft und Freizeit ab, ohne dass unsere
Interessen überhaupt noch Berücksichtigung finden. Wollen wir
S-Bahner/innen aufgrund der bedrohlichen Situation, durch die
Ausschreibung und Zerschlagung unserer Arbeitsplätze, auch nur einen
Tag für eine gemeinsame, übergreifende und gesetzlich verbriefte
Interessenbekundung aller S-Bahner/innen nutzen, wird sie uns nun von
durch uns gewählten Betriebsräten verwehrt. Jeden
Tag der nun verstreicht wird uns eine öffentlich wirksame
Möglichkeit genommen, um uns gegen die Umsetzung der politischen und
unternehmerischen Pläne einer Ausschreibung unserer Arbeitsplätze
zu erwehren.
Erwartet
wurde, dass der Arbeitgeber mit seiner Rechtsabteilung gegen unser
Recht an einer Gesamtbetriebsversammlung aller S-Bahner/innen
während der Arbeitszeit gerichtlich vorgeht. Dass jedoch der eigene
Betriebsrat und damit auch die eigenen Gewerkschaftsvertreter diese
von ihren eigenen Kollegen/innen und Gewerkschaftsmitgliedern
eingeforderte Gesamtbetriebsversammlung verhindert, wird bei vielen
Beschäftigten und Gewerkschaftsmitgliedern einen sehr bitteren
Beigeschmack erzeugen. Aber warum handeln unsere gewählten
Interessenvertreter gegen den Willen ihrer eigenen Kollegen/innen und
Gewerkschaftsmitglieder? Agieren sie gar als Handlanger des
Arbeitgebers? Fragt sie selber. Vielleicht geben sie Euch eine
nachvollziehbare Antwort.
Alle
Gründe wurden von der Betriebsratsmehrheit gesucht, warum eine
Gesamtbetriebsversammlung nicht stattfinden kann, statt einen Weg zu
finden wie die Forderungen der S-Bahner/innen umgesetzt werden
können. Einige wenige Betriebsräte sehen den Beschluss der
Betriebsratsmehrheit gegen den Willen der eigenen Kollegen/innen als
groben Verstoß des Betriebsrates an, werden ihn jedoch als
Mehrheitsentscheidung des Betriebsrates respektieren müssen.
Die mit dem Beschluss des Betriebsrates hervorgerufene
Missachtung der Interessen der S-Bahner/innen jedoch nicht.
Beschwerden,
E-Mails und Anrufe!
Diejenigen
von Euch, die Ihr mit Eurer Unterschrift die unverzügliche
Herbeiführung einer rechtlich geschützten
Gesamtbetriebsversammlung aller S-Bahner/innen während der
Arbeitszeit gefordert habt und nun eine Stinkwut gegen die
Missachtung Eurer Forderungen durch den eigenen Betriebsrat habt, tut
es nicht durch Austritte aus Eurer Gewerkschaft, denn so ändert sich
nichts an unserer Situation. Empört Euch mit einer Beschwerde an den
Betriebsrat und/oder Eurer Gewerkschaft per E-Mail oder einem Anruf.
(s-bahn-berlin-betriebsrat@deutschebahn.com
/ 030297
43907) Dort
trefft Ihr auf die die Eure
Forderungen missachten, unsere Arbeitsplätze und die Zukunft unserer
Familien kampflos mit aufs Spiel setzen.
Solange
der Betriebsrat gegen seine eigenen Kollegen/innen agiert, freut sich
allein der Arbeitgeber über die Spaltung von uns Beschäftigten. So
nutzt er nun das Loch, welches der Betriebsrat mit seiner
Entscheidung öffnete, um mit eigenen Veranstaltungen seine
Ausschreibungs- und Zerschlagungspolitik unters Volk zu bringen.
Erreicht wurde daher nur, dass sich tiefe Gräben der Verachtung und
des Misstrauens zum Betriebsrat auftun. Die offenen Türen zu
einer offenen und sachlichen Zusammenarbeit von uns S-Bahner/innen
mit allen von uns gewählten Betriebsräten wurde zugeschlagen.
Jedoch nicht von uns S-Bahner/innen!
Der
Kampf geht weiter!
Der
„Aktionsausschuss 100% S-Bahn“ hat bereits in der Vergangenheit
und wird auch zukünftig gemeinsam mit jeder interessierten
Kollegin und jedem interessierten Kollegen über unser Vorgehen als
S-Bahner/innen reden, um die Forderungen nach Informationen,
einem Ergebnis offenen Meinungsaustausch und der Umsetzung eigener
Forderungen nachzukommen. So werden wir Euch wie bisher über alle
weiteren Aktionen und Entwicklungen informieren, soweit die
freie Meinungsäußerung von uns Beschäftigten bei der S-Bahn Bahn
Berlin GmbH nicht behindert wird.
Viele
Kolleginnen und Kollegen unterstützen bereits den Kampf um unsere
Zukunft. Kollegen/innen der BVG solidarisieren sich mit uns,
Kollegen/innen aus der Schweiz und selbst aus Japan haben uns bereits
solidarische Grußbotschaften zugesandt. Vertreter aus Städten und
Gemeinden im Berliner Umland, Berliner Abgeordnete, Parteien und
Organisationen haben uns S-Bahner/innen ihre Solidarität erklärt
und uns ihre Unterstützung in unserem Kampf angeboten. Die
Mitstreiter/innen vom S-Bahn Tisch stehen bereits seit langem an
unserer Seite. Diese
aktive Solidarität gilt allein uns S-Bahner/innen!
Euch
allen, die Ihr Euch bereits nach Euren Möglichkeiten am
übergreifenden Kampf von uns S-Bahner/innen beteiligt, bzw.
zukünftig beteiligt, sei Respekt ausgesprochen! Ihr habt den ersten
Schritt gemacht, sich gegen die Angriffe der Politiker und Manager zu
erwehren. Mit Eurem Willen und der Kraft von uns 3000 S-Bahner/innen,
können wir 100% S-Bahn und unsere Arbeitsplätze erhalten. Zu
verlieren haben wir dabei nichts, was uns nicht schon längst
genommen wurde!
Solidaritätserklärung
des Sozialforums Königs Wusterhausen
Liebe
Kolleginnen und Kollegen vom Aktionsausschuss „100% S-Bahn“,
liebe Kolleginnen und Kollegen der S-Bahn Berlin,
das
Sozialforum Königs Wusterhausen sendet Euch solidarische Grüße in
Eurem Kampf gegen die Zerschlagung der Berliner S-Bahn!
Der
Berliner SPD/CDU-Senat hat am 19. Juni beschlossen, das Netz der
S-Bahn Berlin in drei Teile zu zerschlagen und diese Teile dann
einzeln auszuschreiben. Das Vergabeverfahren für den S-Bahn-Ring
soll bereits in einigen Wochen beginnen, die anderen beiden
Abschnitte sollen 2014 ausgeschrieben werden. Zur Begründung dieses
Schritts wird auf die seit drei Jahren anhaltenden Probleme und
Verspätungen im Zugbetrieb verwiesen.
Was
hier als Lösung angeboten wird, ist tatsächlich aber Ursache des
Problems: Wegen des vom
früheren Bahn-Chef Hartmut Mehdorn angestrebten Börsengangs der
Bahn waren die Züge der Tochter S-Bahn über Jahre nur mangelhaft
gewartet und auch sonst Personal und Mittel nur unzureichend bereit
gestellt worden. Statt nun aber endlich damit aufzuhören, die S-Bahn
kaputtzusparen, soll sie - ganz im Sinne der neoliberalen
Vorstellungen in Wirtschaft und Politik – zerschlagen werden mit
der Konsequenz, dass unsere S-Bahn dann direkt zum Objekt privater
Renditeerwartungen wird. Die Folgen werden weiterer Sozialabbau und
Arbeitsverdichtung für die Beschäftigten, weniger Bahn, weniger
Sicherheit und höhere Preise für die Bahnkunden, mehr Autos auf den
Straßen sowie sinkende Attraktivität der Berliner Randgebiete und
Umlandgemeinden sein.
Wir
bestärken die Kolleginnen und Kollegen des Aktionsausschusses
„100%S-Bahn“ und allen anderen bei der S-Bahn beschäftigten
Kolleginnen und Kollegen darin, diese Bestrebungen des Senats nicht
widerstandslos hinzunehmen. Der Aktionsausschuss und die
Beschäftigten der Bahn handeln dabei auch im Interesse der
S-Bahn-Kunden. Wir verstehen, dass es zu Auswirkungen auf den
S-Bahn-Verkehr kommen wird, wenn Ihr Euch wirksam zur Wehr setzen
werdet. Wir werden uns bemühen, unseren Familien, Freunden, Kollegen
und vor allem den S-Bahn-Kunden aus Königs Wusterhausen den Sinn
Eures Widerstands verständlich zu machen.
Mit
solidarischen Grüßen
Königs
Wusterhausen, Juli 2012
Das
Sozialforum Königs Wusterhausen
Folgender Link führt zum Download der Sonderinfo des S-Bahn Betriebsrates:
(nur für S-Bahn Mitarbeiter)
Es ist, meiner Ansicht nach, sehr verwunderlich, dass Rammsauer jetzt Züge kaufen lassen will. Es ist und bleibt bei meiner Meinung, das S-Bahn Desaster hat allein der Eigentümer-Bund-Regierung zu verantworten, die Manager machen (leider) nur das was ihnen gesagt (befohlen) wird. Dafür bekommen sie ihr Schmerzensgeld. Die eigentlich Verantwortlichen wissen S-Bahner sind auch Wähler aber der Wähler vergisst leider zu schnell, was ihm die jeweilige Regierung angetan hat. Also geht man den Umweg über Verkehrsverbunde, Landesregierungen, Manager die 0 Ahnung von Eisenbahn haben und dann noch die Presse. Und schon steht der Eigentümer mit reiner Weste da und braucht sich um Tarifstandarts nicht mehr scheren und um die Zerschlagung der Deutschen Bahn im Allgemeinen und der Berliner S-Bahn im Besonderen läuft wie geschmiert (im doppelten Wortsinn)
AntwortenLöschenWenn da jetzt rein hypothetisch Eure gewünschte Gesamtbetriebsversammlung während der Arbeitszeit nun aber anberaumt würde an einem Tag, an dem ich nach meinem Schichtplan planmäßig Frei habe. Müßte ich dann bei Euch einen Antrag auf Durchführung einer zweiten Gesamtbetriebsversammlung beantragen, die dann an einem planmäßigen Arbeitstag meines Schichtplanes stattfindet? Quasi damit ich auch meine Gesamtbetriebsversammlung an einem regulären Arbeitstag meines Schichtplanes bekomme und so die Möglichkeit erhalte, während meiner regulären planmäßigen Arbeitszeit protestieren zu können.
AntwortenLöschenBei dem, was ich von Euch in diesem Zusammenhang lesen konnte, scheint das ja Euer vordergründiges Problem in dieser Angelegenheit zu sein. Alles Andere irgendwie eher nebensächliches Beiwerk.
Was mich betrifft. Wenn ihr dann mal richtig protestieren wolltet, ich komme auch gerne mal unbezahlt in meiner Freizeit und protestiere mit.
Die Frage wie alle Mitarbeiter zur BV gelangen sollen habt ihr euch noch nicht gestellt, oder? Alle mit Auto , Fahrrad oder laufen? Man man Leute die 90'er Jahre sind schon vorbei wo jeder bei der Wende was fordern konnte. Und wenn ich mir einige eurer Mitstreiter ansehe wie sie den Alltag der S-Bahn sabotieren ( so kann man es schon umschreiben) !!!!! Also den Ball schön flachhalten es sind nicht immer die anderen an allem Schuld.
AntwortenLöschenAchso eins noch: Was gibt euch eigentlich das Recht im Namen aller Mitarbeiter der S-Bahn zusprechen?