Mit einem Video zum 4.Eisenbahnpaket , in dem der Öffentlichkeit eine „rosige“ Zukunft im privatisierten Bahnverkehr der EU verkauft wird, soll der Wettbewerb auf Kosten der Steuerzahler, Nutzer und Beschäftigten als einzige mögliche Notwendigkeit dargestellt. Es sollte uns nicht wundern, wenn wir dieses Video zukünftig zur besten Sendezeit über unsere Mattscheiben flimmern sehen.
http://ec.europa.eu/commission_2010-2014/kallas/headlines/news/2013/01/fourth-railway-package_en.htm
Folgende Änderungen gibt es zu den vorherigen Entwürfen zum 4. Eisenbahnpaket:
- Die Zulassung von Zügen und Infrastruktur soll in einer "European Railway Agency" europaweit zentralisiert werden. Damit sollen einheitliche Fahrzeugstandards eingeführt werden. Die Kosten für einen europaweiten Fahrzeugstandard werden wohl nicht bei den Fahrzeugherstellern und -betreibern hängen bleiben, sondern auf die Allgemeinheit abwälzt werden.
- Die bisherige Ineffizienz im Infrastruktursektor, wird in der Ignoranz der Infrastrukturbetreiber gegenüber den Wünschen der Betriebsunternehmen dargestellt. Damit die Netzbetreiber mit allen privaten, staatlichen und kommunalen Bahnbetreibern gleichermaßen ihre "Effizienz" erreichen, ohne dass es den Verdacht der Vorteilsnahme gibt, soll die Trennung von Netz und Betrieb forciert werden. Gleichzeitig können damit die Trassenpreise auf Grundlage der Interessen der unterschiedlichen Bahnbetreiber an den begrenzt vorhandenen Gleisen weiter erhöht werden. Über Angebot und die Nachfrage werden so zusätzliche Gewinne gemacht werden, was den Steuerzahlern und Kunden teuer zu stehen kommen.
- Vorerst können die Bereiche der Infrastruktur und des Bahnbetriebs innerhalb eines Konzerns unter dem Dach einer Holding verbleiben (wie bei der DB AG), jedoch durch eine "Chinesiche Mauer" betrieblich, organisatorisch und wirtschaftlich getrennt werden.
- Es soll eine übergeordnete Organisationseinheit der Infrastrukturunternehmen geben ("Infrastructure Manager"), die international kooperieren sollen. Auch die Infrastrukturstandards (z.B. Zugsicherungssysteme) sollen vereinheitlicht werden. Diese Kosten werden ebenso nicht den Infrastrukturen angelastet werden, sondern dem Steuerzahler in Form der Finanzierung durch den Staat.
- Zur Frage der Investitionen in neue Züge (30-40 Jahre Abschreibungsfrist) und die dazu verhältnismäßig kurzen Laufzeiten der Verkehrserträge (10-15 Jahre), will die EU Kommission "kompetente Autoritäten" (staatlichen Stellen) dazu verpflichten, die damit einhergehenden finanziellen Risiken der notwendigen Investitionen zu tragen. Die unternehmerischen Risiken des erzwungenen Wettbewerbs werden somit den Unternehmen genommen und den Steuerzahlern aufgehalst.
- Um genügend Fachkräfte bei der Bahn zu halten, sollen "European Works Councils" geschaffen werden. Damit wird die nicht verpflichtende Möglichkeit gegeben, dass Länder eine Vorschrift erlassen mit der Beschäftigte bei einem Betreiberwechsel von den neuen Unternehmen übernommen werden. Unter welchen Bedingungen der Wechsel erfolgt und für welche Beschäftigte das gilt, wird wenn überhaupt nur regional geregelt. Ein europaweite Spaltung der Beschäftigten, einhergehend mit der Schaffung einer reinen theoretischen Hoffnung für die Beschäftigten auf eine Übernahme, soll damit vollzogen werden.
Der GDL Vorsitzende begrüßt das 4.Eisenbahnpaket, in welchem Auftrag auch immer:
http://www.dbb.de/cache/teaserdetail/artikel/4-eisenbahnpaket-weselsky-begruesst-eu-plaene.html
Vertreter der „EVG“ sprechen dabei weiterhin von einem "Eisenbahnmarkt":
http://www.evg-online.org/Presse/Pressemitteilungen_2013/13_01_30_Eisenbahnpaket/
Die österreichische „Vida“ geht klar positioniert mit den Plänen der EU ins Gericht:
http://www.vida.at/servlet/ContentServer?pagename=S03/Page/Index&n=S03_0.a&cid=1356596162735
Ein übergreifender Widerstand der Beschäftigten und Nutzer der europäischen Bahnen gegen die Pläne der EU Kommission, sowie der Widerstand aller Steuerzahler in der EU, die ebenso für die Privatisierung der Bahn zahlen sollen, ist nun eine unumgängliche Konsequenz.
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