Offener
Brief an den Berliner Verkehrssenator Müller,
Senatsverwaltung
für Stadtentwicklung und Umwelt
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10.06.2014
S-Bahn
Beschäftigte und Betriebsräte
vom
Aktionsausschuss 100% S-Bahn
Verkehrssenator
M.Müller
Senatsverwaltung
für Stadtentwicklung und Umwelt
Am
Köllnischen Park 3 - 10179 Berlin
Betreff:
Die
Ausschreibung der S-Bahn unverzüglich aufheben!
Verehrter
Herr Senator Müller,
sehr
geehrte Mitarbeiter der Senatsverwaltung für
Stadtentwicklung und Umwelt!
Ziehen
sie die Reißleine und heben sie die Ausschreibung der Berliner
S-Bahn unverzüglich auf. Stoppen sie die Zerschlagung und
Privatisierung der S-Bahn. So können Sie jetzt noch einen nicht
abzusehenden sozialen, betrieblichen und finanziellen Schaden von der
S-Bahn, ihren Fahrgästen, uns S-Bahn Beschäftigten, den
Steuerzahlern und dem Landeshaushalt von Berlin abwenden, ohne dabei
Ihr Gesicht zu verlieren.
Mit
der Verlängerung der Verhandlungen - zwischen dem VBB
(Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg) und den sich an der
Ausschreibung beteiligenden Unternehmen - über die
Ausschreibungsbedingungen wird offensichtlich, dass damit ein neues
S-Bahn Desaster provoziert wird. Nur weil Sie als dafür
verantwortlicher Senator nicht die Verantwortung übernehmen wollen,
dass die Ausschreibung der S-Bahn längst gescheitert ist.
Festzustellen ist, dass so der Erhalt unserer Arbeitsplätze zu 100%,
eine integrierte S-Bahn zu 100% und die unverzügliche Erneuerung der
Fahrzeugflotte bei der S-Bahn zu 100% verhindert wird.
Die
für den Weiterbetrieb über das Jahr 2017 hinaus notwendige
Aufarbeitung der S-Bahn Baureihe 480 und 485, wenn sie denn technisch
und behördlich überhaupt möglich ist, wird dem Steuerzahler
derzeitig nur geschätzte 160 Mio. Euro kosten. Hinzu kommen noch
nicht kalkulierbare Kosten für fast 400 Neubaufahrzeuge. Wie und wer
diese Kosten finanzieren soll ist völlig ungewiss. Es sollen wohl
wir Steuerzahler - mit neuen Löchern im Berliner Landeshaushalt -
die S-Bahn Fahrgäste - mit steigenden Ticketpreisen - und wir S-Bahn
Beschäftigte - mit niedrigeren Löhnen und noch schlechteren
Arbeitsbedingungen - sein.
Bekannt
geworden und abzusehen ist zudem, dass sich die an der S-Bahn
Ausschreibung beteiligten Unternehmen bereits benachteiligt sehen und
gegen die Ausschreibung Klagen anstreben. Denn diese Unternehmen
wollen mit uns Beschäftigten, unseren Fahrgästen und der S-Bahn
ihre Gewinne machen. Jeder Tag der weiteren Verlängerung und
Verschleppung der Ausschreibung, nur aufgrund ihrer politischen
Rechtfertigung, geben den Klägern ihre Rechtfertigung und wird so
den Verkehr der S-Bahn nicht verbessern.
Für
die S-Bahn Fahrgäste und uns S-Bahn Beschäftigte wäre es eine
weitere Katastrophe, für die uns regierende Politik in Berlin und
Brandenburg wäre es wohl nur ein weiteres politisches Desaster, wenn
ab 2018 keine Züge mehr auf den Süd/Ost- und Ring-Linien fahren
bzw. im gesamten S-Bahn Netz nur noch 2/3 aller Züge fahren. Das
S-Bahn Management reibt sich die Hände, wenn es damit weiteres
Personal abbauen kann und ihr Missmanagement hinter dem der uns
regierenden Politik verstecken kann.
Handeln
Sie jetzt und heben sie die S-Bahn Ausschreibung auf!
Unter
Nutzung aller vorhandenen Möglichkeiten und der Vergabe-
und Vertragsordnung für
Leistungen [VOL/A
§3 (5) und §17] ist die Ausschreibung der S-Bahn sofort aufzuheben
und die S-Bahn Berlin GmbH mit dem Betrieb der S-Bahn zu 100% zu
beauftragen. Mit dem Abschluss transparent geführter
Vertragsverhandlungen zwischen Senat und S-Bahn Berlin GmbH können
unmittelbar die regionalen Fahrzeughersteller mit dem Bau neuer
Fahrzeuge beginnen. Die Kosten für die überfälligen 1000 neuen
Fahrzeugen (Viertelzüge), für die Fahrgäste und uns
Beschäftigten, sind mit dem Verkehrsvertrag auf deren Lebensdauer zu
verteilen, um so die Kosten für eine zuverlässige und
funktionierende S-Bahn zu senken.
So
können unsere fachlichen Kompetenzen als S-Bahn Beschäftigte im
alleinigen Sinne der Fahrgäste erhalten bleiben. Im Zuge eines bei
der S-Bahn Berlin GmbH zu installierenden Kontrollausschusses,
bestehend aus uns Beschäftigten, dem Betriebsrat, den Fahrgästen,
den Gewerkschaften, dem Management und der Landespolitik, kann das
fachliche Wissen und Können von uns Beschäftigten bei der S-Bahn
wieder seine Priorität erlangen.
Da
die Mehrheit von uns S-Bahn Beschäftigten, mit unserer täglichen
Arbeit und unserer konkreten Betroffenheit, erkennt sehr genau die
Situation der S-Bahn. So stellen wir uns weiterhin gegen jede
Ausschreibung, Zerschlagung und Privatisierung unserer Arbeitsplätze
und damit die der S-Bahn. Gerade mit unserem neuen Betriebsrat bei
der S-Bahn werden wir unsere Position als Beschäftigte der S-Bahn
zukünftig noch deutlicher darstellen.
Ob
mit Beschlüssen in unseren Betriebsversammlungen, in unseren
Gewerkschaften oder in gemeinsamen öffentlichen Aktionen mit unseren
Fahrgästen werden wir nicht nachlassen gegen die offensichtlichen
Gefahren der Ausschreibung, Zerschlagung und Privatisierung der
S-Bahn zu protestieren, uns dagegen zu positionieren und aktiv
dagegen vorgehen.
Mit
einer vom Berliner Senat fortgeführten S-Bahn Ausschreibung werden
weitergehende Diskussionen, Positionierungen und Protestaktionen von
uns S-Bahn Beschäftigten dagegen notwendig. Auch in unseren
Betriebsversammlungen – an der wir alle als Beschäftigte laut
Betriebsverfassungsgesetz während unserer Arbeitszeit teilnehmen
können. Dabei kann es auch dazu kommen, dass vorübergehend keine
Züge bei der S-Bahn fahren. Während der Fußball WM und Fan-Meilen
in diesem Jahr wäre ein Stillstand bei der S-Bahn wohl nur ein
Vorgeschmack auf das Jahr 2018. Die Verantwortung dafür tragen sie
Herr Senator Müller.
Herr
Senator, wollen sie für die heute schon erkennbaren und für die
noch lange nicht kalkulierbaren katastrophalen Folgen einer allein
politisch motivierten Ausschreibung, Zerschlagung und Privatisierung
der S-Bahn, mit ihrer weiteren Verschleppung und ihrer völlig
unnötigen und überflüssigen Fortführung, verantwortlich sein?
Ziehen
Sie, mit Ihrer politischen und gesellschaftlichen Verantwortung für
Berlin und für einen funktionierenden öffentlichen Nahverkehr in
Berlin jetzt die Reißleine und heben sie die Ausschreibung der
S-Bahn unverzüglich auf. Jetzt, wo die Kosten und Schäden aus Ihrer
S-Bahn Ausschreibung noch überschaubar sind und rückgängig gemacht
werden können. Bevor die Ausschreibung der S-Bahn dem Land Berlin,
den Steuerzahlern, S-Bahn Nutzern und uns S-Bahn Beschäftigten
Kosten abverlangt die wir nicht bereit sind zu übernehmen.
Übernehmen
Sie die politische Verantwortung im Interesse der Berliner
Bevölkerung, im Interesse von uns S-Bahn Beschäftigten und im
Interesse einer S-Bahn für Berlin!
Heben
Sie unverzüglich die Ausschreibung der S-Bahn auf!
Mit
freundlichen und kollegialen Grüßen
S-Bahn
Beschäftigte und Betriebsräte vom Aktionsausschuss 100% S-Bahn
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